E-Tretroller Begriffe und Gesetze
Elektrische Tretroller (E-Scooter) werden immer mehr zum beliebtesten Fahrzeug für die letzte Meile zwischen PKW und Arbeitsort oder für den kurzen Weg zum kleinen Einkauf. Doch vor dem Kauf eines geeigneten E-Tretrollers steht die Qual der Wahl bei der richtigen Kaufentscheidung. Zu viele neue Dinge müssen beachtet werden, andere Begriffe sind gänzlich neu.
Elektroroller, E-Scooter oder E-Tretroller?
Viele Verkäufer benennen ihr Produkt verschieden. Sehr beliebt ist der Begriff „E-Scooter“. Doch „E-Scooter“ steht für eine Produktgattung, nicht direkt für einen Tretroller mit Elektroantrieb.
Der richtige Name ist „E-Tretroller“ (oder Elektro-Tretroller). In diesem verlinkten Beitrag (Unterschied E-Scooter) gehe ich näher auf die Unterschiede bei unseren neuen zweirädrigen Fahrzeugen ein.
Fachbegriffe bei E-Tretrollern
Traglast, Zuladung
Die Traglast (Tragfähigkeit) eines E-Tretrollers (E-Scooter) gibt an, mit welcher Belastung ein Fahrzeug gefahren werden kann.
Denke bitte daran, auch das Gewicht deines Rucksacks zu berücksichtigen.
Zulässiges Gesamtgewicht = Fahrer + Einkauf + Fahrzeug
Das zulässige Gesamtgewicht ergibt sich aus dem Gewicht des Fahrzeuges und der maximalen Traglast.
Wenn der Elektro-Tretroller ein zulässiges Gesamtgewicht von 120 Kg erlaubt und selbst 15 Kg wiegt, darf der Fahrer und sein Gepäck 105 Kg wiegen.
Steigfähigkeit
Die Steigfähigkeit ist die Fähigkeit eines Fahrzeuges, eine bestimmte Steigung zu überwinden. Angegeben wird die Steigung in %.
Grundlage für die Berechnung der Steigfähigkeit ist eine im Winkel von 45 Grad ansteigende Straße. Würde ein Fahrzeug eine 45° ansteigende Straße bewältigen, betrüge die Steigung 100 %.
Aber natürlich gibt es solch steilen Straßen nicht. Die steilste Straße der Welt befindet sich in Baldwin Street, Neuseeland. Die Straße steigt im Winkel von 19,3 Grad an. Umgerechnet beträgt die Steigung rund 35 Prozent.
Rekuperation: Energierückgewinnung durch Bremse
Eine sogenannte Nutzbremse nutzt das Prinzip der Rekuperation, bei dem Energie aus dem Bremsen in elektrische Energie zurückgewonnen wird.
Rekuperation ist bei leichtgewichtigen E-Tretrollern ein netter Marketing-Aufhänger, doch was bei einem schweren PKW sinnvoll erscheint, führt bei einem leichtgewichtigen E-Tretroller kaum zu messbaren Erfolgen.
Motoren von E-Tretrollern
Bürstenloser Gleichstrommotor
Ein bürstenloser Gleichstrommotor (Brushless DC Motor, BLDC- oder BL-Motor) nutzt keine Bürsten zur Stromführung und ist deshalb wartungsärmer, lebt länger und lässt sich präziser steuern. Die meisten E-Tretroller und E-Scooter verwenden einen bürstenlosen Gleichstrommotor. Dies liegt daran, dass diese Motoren in die Rad-Nabe passen und nicht am Rahmen montiert werden müssen.
Direktläufer, Direktantrieb, Nabenmotor
Bei Direktantrieben ist der Elektromotor (ohne Getriebe) direkt mit dem Rad verbunden und der Motor bestimmt die Drehzahl des Rades.
Der Motor sitzt in der Nabe des Laufrades. Er hat kein Getriebe und keinen mechanischen Freilauf.
Getriebemotor
Getriebemotoren haben einen Freilauf, weil sie sonst zu stark bremsen würden. Dank des Freilaufs kann ein E-Tretroller mit einem Getriebemotor wie ein normaler „Kinderroller“ getreten, gefahren werden.
Motorleistung bei E-Tretrollern
In Deutschland sind bei Elektro-Tretrollern und E-Scootern Elektromotoren mit maximal 500 Watt Dauerleistung(Nennleistung) erlaubt. Die meisten Hersteller verbauen Motoren mit 250 Watt. Besser sind elektrische Tretroller mit 350 Watt Dauerleistung. Diese Motoren ziehen besser an, sind für größere Menschen mit über 100 Kilo Körpergewicht besser geeignet als schwächere Motoren, bei denen die Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h eventuell nicht erreicht wird.
Ein 500 Watt Motor hat die größten Kraftreserven, zerrt aber auch am Akku. Je öfter ein Akku geladen werden muss, desto eher ist er „runter“, kann nicht vollständig bis gar nicht mehr aufgeladen geladen werden. Viel zu früh muss er ersetzt werden.
350 Watt Motoren sind ein guter Kompromiss zwischen maximaler Leistung und Akku-schonender Fahrweise.
Freilauf-Funktion
Es gibt E-Tretroller, die sich bei abgeschalteten Motor (wenn der Akku leer ist) wie ein Tretroller fahren lassen. Diese elektrischen Tretroller nutzen eine sog. Freilauffunktion, dank derer kein Bremseffekt vorhanden ist, wenn der Motor sich nicht dreht.
Wenn der Akku bei einem E-Tretroller ohne Freilauf leer ist, kannst Du den Roller entweder tragen oder mit hohem Kraftaufwand per Treten bewegen.
Freilauf haben nur Getriebemotoren, also Motoren mit einem Getriebe. Direktläufer (Direktantrieb) haben keinen Freilauf.
Akkumulator eines E-Tretrollers
Die Energieversorgung eines E-Scooters erfolgt über Blei- oder Lithium-Ionen-Akkus, wobei Blei-Akkus nicht der aktuelle Stand der Technik sind. Sie sind billiger, aber auch schwächer.
Abhängig vom Elektro-Scooter Modell lassen sich die verwendeten Akkus zum Aufladen entnehmen oder sind fest eingebaut.
Abnehmbare Akkus erleichtern das Aufladen, ermöglichen die Verwendung von Ersatzakkus und minimieren das Diebstahlrisiko des kompletten E-Tretrollers.
Akkuladedauer
Nichts ist ärgerlich als ein leerer Akku, der Stunden zum Aufladen benötigt, während ein wichtiger Termin ansteht.
Elektro-Tretroller mit Wechselakku / abnehmbarer Akku
Den Akku deines E-Tretrollers abzunehmen zu können, erfüllt verschiedene Bedürfnisse.
- Das Diebstahl-Risiko minimiert sich, wenn der Roller im Keller ohne Akku steht.
- Du kannst in deiner Wohnung den Akku aufladen.
- Nutze einen Zweit-Akku in einem Mehrpersonen-Haushalt.
Letzteres ist sinnvoll, wenn die Frau den Roller von 4 bis 13 Uhr nutzt, der Mann ab 14 Uhr kleine Einkaufswege mit ihm erledigt und der Sohn 20 Uhr ins Fitness-Center fahren möchte. Der E-Tretroller ist maximal ausgelastet und zu jeder Zeit kann ein Ersatzakku einfach eingesteckt, gewechselt werden.
Wechselakkus sollten möglichst mit dem Ladegerät des jeweiligen Herstellers aufgeladen werden.
Reklamation: Klappmechanismus & Kabelbruch
Im Bereich des Klappmechanismus verlaufen alle wichtigen Kabel. Sie müssen eine Menge aushalten können. Darum ist Kabelbruch der häufigste Grund bei Reklamationen eines E-Scooters.
Schaue Dir den Klappmechanismus deines Wunsch-Elektro-Tretrollers genau an. Er sollte Stabilität vermitteln, Drähte/Kabel verbergen und schützen.
Der abgebildete Scooter ist alles anders als solide verbaut, wird jedoch bei Amazon (JOYOR S8-S E Scooter, 48V26Ah Elektroroller) für 1.299 Euro verkauft – ohne Straßenzulassung.
Klappmechanismus
Es kann vorkommen, dass das Klappscharnier nachjustiert oder geschmiert werden muss. Besonders kleine Faltmaße sollten nicht erwartet werden, denn dies geht oft auf Kosten der Robustheit.
Räder eines E-Tretrollers
Ein wichtiges Kriterium beim Kauf eines neuen E-Tretrollers ist die Größe und Beschaffenheit der Räder. Luftgefüllte Räder dämpfen Schlaglöcher und Pflaster besser als Vollgummi-Reifen, sind aber teurer und bisweilen hat das Rad einen Platten, Kosten für geklaute Ventile und durchnagelte Reifen kommen dazu.
Neben der Frage „Luft-oder-Vollgummi“ gestellt sich die Frage der Radgröße. Kleine Räder „fallen“ in jedes kleine Loch, bleiben stecken und erhöhen die Gefahr, den Fahrer über das Lenkrad zu schleudern.
Wer nur in der City auf aalglatten Fahrbahnen fährt, muss sich keine größeren Sorgen um die Radgröße bei seinem Wunsch-Elektro-Scooter machen. Wer beabsichtigt auf weniger gut gepflegten Straßen – oder im Gelände – fahren zu wollen, sollte sich einen E-Tretroller mit möglichst 10″ (Zoll, Inch) Reifen kaufen.
Luftgefüllte Reifen oder Vollgummi?
Bei luftgefüllten Reifen kannst Du den Reifendruck selbst bestimmen und damit das Fahrverhalten deines Elektro-Tretrollers. Bei einem Vollgummi-Reifen ist das nicht möglich.
Wie groß müssen die Räder sein?
Einfache Sache – Wenn Du auf einer „Rollschuhbahn“ deine Runden drehen möchtest, genügen die kleinsten Räder der Welt. Sollte das nicht der Fall sein, bist du gut beraten mit Rädern, deren Radius größer ist als ein Schlagloch auf deiner Fahrtstrecke. Nichts in peinlicher, als wenn dein E-Scooter bei 15 Km/h an der aufsteigenden Kante eines Schlagloches hängen bleibst und du über die Lenkstange geschleudert wird.
Bremsen eines E-Tretroller (E-Scooter)
Laut Gesetz sind in Deutschland zwei unabhängig voneinander arbeitende Bremsen Pflicht.
E-Scooter oder Elektro-Tretroller werden meist mit Scheibenbremsen oder Trommelbremsen ausgestattet, doch es gibt noch andere Arten, wie du deinen elektrischen Tretroller zum Stehen bringen kannst.
- Trommelbremse
- Scheibenbremse
- Elektrische (Motor-) Bremse
- Fußbremse (Fender Brake, Schutzblechbremse)
Wenn Du einen E-Tretroller suchst, solltest Du auf Scheibenbremsen Wert legen, sie bremsen am zuverlässigsten und besten.
Trommelbremsen
Trommelbremsen gehören zu den Reibungsbremsen, bei denen Bremsbeläge auf eine zylindrische Fläche (Trommel) gepresst werden. Der Bremsbelag wird von innen gegen die umlaufende Trommel gedrückt.
Vorteile:
- Relativ geringe Betätigungskräfte sind erforderlich.
- Bremsbacken sind durch ihre Bauform vor Schmutz geschützt, weshalb sie noch in Geländewagen und Lkw’s verwendet werden.
- Es setzt sich weniger Abrieb (Bremsstaub) auf der Felge ab.
- Trommelbremsen sind länger haltbar als Scheibenbremsen.
Nachteile:
- Der Bremsbelagwechsel ist gegenüber Scheibenbremsen aufwendiger.
- Bei gleicher Bremsleistung ist eine Trommelbremse schwerer als eine Scheibenbremse.
Scheibenbremsen
Die Scheibenbremse gehört, wie auch die Trommelbremse, zu den Reibungsbremsen.
Bei der Teilscheibenbremse wird die Bremswirkung durch eine auf der Radnabe befestigten Bremsscheibe und den im Bremssattel liegenden Bremsklotz mit Bremsbelägen hervorgerufen.
Bei der Vollscheibenbremse erfolgt die Bremswirkung durch ein Aufeinanderpressen der Bremsscheiben.
Die Teilscheibenbremse ist die häufigste Bauart bei Kraftfahrzeugen. Auch bei Fahrrädern und E-Scootern, Elektro-Tretrollern und E-Bikes wird sie zunehmend eingesetzt.
Fußbremse, Rücktrittbremse, Fender Brake, Schutzblechbremse
Das sind eine Menge Wörter für ein und denselben Begriff. Bei dieser Bremse entsteht die Bremswirkung durch Fußdruck auf die Bremse. Die Fußbremse ist eine Art der Feststellbremse. Der Bremshebel wird, nicht wie bei der Handbremse per Hand, sondern mit dem Fuß angezogen.
Motorbremse
Lässt man den Gashebel an einem E-Tretroller mit Motorbremse los, bremst der Elektromotor den Elektro-Scooter automatisch ab. Das verhält sich ähnlich wie bei einem Verbrennungsmotor im Auto, wenn Du vom Gas gehst. Für schnelle Bremsmanöver eignet sich die Motorbremse am E-Scoter aber nicht. Mit ihr kannst Du beispielsweise die Geschwindigkeit bis zur nächsten kommenden roten Ampel verringern, aber zum Bremsen nutzt Du bitte eine „ordentliche“ Bremse“.
Elektronische Bremse
Bei einer elektronischen Bremse am E-Tretroller wird ein Steuerimpuls ausgelöst, der über eine Software die Geschwindigkeit automatisch verlangsamt.
Rekuperationsbremse, Nutzbremse
Bei einer sogenannten Rekuperations-Bremse (Nutzbremse) kannst Du gleichzeitig mit der Motorbremse elektronisch bremsen und den Akku dabei aufladen.
Wenn Du bremst, schaltet der Elektromotor des E-Tretrollers in den „Generator-Modus“ (wie bei einer Lichtmaschine) und der erzeugte Strom wird in den Akku eingespeist.
Bremsen, ohne durch die Luft geschleudert zu werden
Fazit: Bremshebel am Lenker geben mehr Sicherheit und eine schnellere Reaktion als eine Fußbremse am Blech des Hinterrades. Bei den Bremssystemen sind Scheibenbremsen vorzuziehen. Für harte Bremsungen sind Motorbremsen und Nutzbremsen nicht zu gebrauchen.